Kirchenbuch kehrt nach Schweidnitz zurück

4. Mai 2017

Ein wertvolles, historisches Kirchenbuch hat Landessuperintendent Dietmar Arends (Detmold) für die Union Evangelischer Kirchen in der EKD (UEK) dem Bischof der Evangelischen Kirche A.B. in Polen, Waldemar Pytel übergeben. Die Übergabe fand am vergangenen Samstag (29. April) in der Friedenskirche in Swidnica, dem vormaligen Schweidnitz in Schlesien, statt. Das Kirchenbuch stammt aus der Evangelischen Kirchengemeinde Schweidnitz und dokumentiert die Trauungen der Gemeinde zwischen 1735 und 1767. Es gelangte unter ungeklärten Umständen nach Deutschland. Das Evangelische Zentralarchiv in Berlin erwarb es 2002 mit der Absicht, es nach einer Erneuerung unter zeitgemäßen konservatorischen Standards der Kirchengemeinde in Swidnica zu übergeben. Die evangelische Friedenskirche Swidnica gehört zu den bedeutendsten Sehenswürdigkeiten in Schlesien. Sie befindet sich seit dem Jahr 2001 gemeinsam mit der Friedenskirche in Jawor (Jauer) auf der Weltkulturerbe-Liste der UNESCO und gilt als die größte Fachwerkkirche in Europa. Die Friedenskirchen widmen sich dem Geist der Versöhnung zwischen Polen und Deutschen. So erfolgte die Schenkung durch die UEK in „diesem Geist der Versöhnung und der Verbundenheit,“ wie Landessuperintendent Arends betonte.

Die in dem Schweidnitzer Kirchenbuch dokumentierten Trauungen stehen in digitalisierter Form der Öffentlichkeit zur Verfügung und können über das Evangelische Zentralarchiv in Berlin eingesehen werden. Das Buch selbst aber kehrt an den Ort zurück, an dem die Trauungen vollzogen wurden. Arends dankte allen, die die Rückführung möglich gemacht hatten und damit einen wichtigen Beitrag für die deutsch-polnischen Beziehungen und die ökumenische Verbundenheit der Kirchen geleistet haben: „Viele haben daran mitgearbeitet, dass dieser Tag so kommen kann. Dafür ist allen zu danken, die daran beteiligt waren; nicht zuletzt dem Leiter des Zentralarchivs in Berlin, Herrn Dr. Henning Pahl, der sich in besondere Weise verdient gemacht hat.“

In der Friedenskirche in Schweidnitz wirkte als Pfarrer Benjamin Schmolck (1672–1737), der als Lieddichter bekannt wurde. Er starb zwei Jahre nach Beginn des Zeitraums, den das Kirchenbuch umfasst. Bekannt ist sein Kirchenlied „Tut mir auf die schöne Pforte, führt in Gottes Haus mich ein“ (Evangelisches Gesangbuch 166), das er für die in der Diaspora verstreuten Gemeindeglieder in Schweidnitz geschrieben hat, die in die Friedenskirche zum Gottesdienst kamen. Die drei Friedenskirchen in Schlesien konnten nach Reformation und Gegenreformation von den evangelischen Schlesiern gemäß den Bestimmungen des Westfälischen Friedens von 1648 errichtet werden. Die Grundsteinlegung in Schweidnitz war am 23. August 1656. Nach nur zehn Monaten Bauzeit wurde am 24. Juni 1657 der erste Gottesdienst gefeiert. Die als eine Fachwerkkonstruktion errichtete Kirche hat eine Fläche von ca. 1.090 m² und bietet Platz für ca. 7500 Personen, darunter ca. 3000 auf Sitzplätzen.

Hannover, 4. Mai 2017

Pressesprecher UEK

 

Hinweis zum Foto: Bischof Pfr. bp. ks. Waldemar Pytel und Landessuperintendent Dietmar Arends

Foto: Stephan Aderhold



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