Concordia weckt Erwartungen

Das Evangelisches Predigerseminar in Wittenberg öffnete für den UEK-Empfang seine Pforten

27. April 2010

Evangelisches Predigerseminar Wittenberg

„Mit unterschiedlichen Traditionen gemeinsam leben und lernen unter einem Dach.“ Dies sei ein evangelisches Programm, nicht nur im sogenannten Verbindungsmodell in der Evangelischen Kirche in Deutschland und nicht nur in der Leuenberger Kirchengemeinschaft. Im Kleineren und zukunftsweisend sei es Programm auch für das Predigerseminar Wittenberg. Mit diesem Gedanken eröffnete Martin Schindehütte, EKD-Auslandsbischof und Leiter des Amtes der Union Evangelischer Kirchen (UEK) in der EKD, den Empfang der UEK am Vorabend des Melanchthon-Gedenktags. Die UEK hatte eingeladen – und viele waren gekommen.

Die Räume des Augusteums in der Collegienstraße in Wittenberg verströmen historisches Flair. Seit dem Reformationstag 1817 beherbergt das Gebäude ein Predigerseminar, daneben auch dessen kostbare reformationsgeschichtliche Bibliothek.  Wurden im Wittenberger Predigerseminar zu früheren Zeiten die Pfarramtskandidaten aus den Kirchenprovinzen der preußischen Union ausgebildet, so hat sich seit dem Jahr 2005 der geographische und konfessionelle Radius erweitert: Die Vikarinnen und Vikare, die hier über eine Spanne von gut zwei Jahren in den einschlägigen Kursen miteinander arbeiten und ihr gemeinsames Leben gestalten, kommen heute nicht mehr allein aus Anhalt, Berlin, Brandenburg, der Provinz Sachsen und der schlesischen Oberlausitz, sondern auch aus dem lutherischen Sachsen und aus Thüringen.

Direktorin Hanna Kasparick schildert die vielfältigen Weisen, in denen sich die angehenden Pfarrer im  geistlichen Leben einüben: Stundengebete wechseln mit Taizé-Andachten. Das regelmäßige Singen fördert eine musikalische Spiritualität, wie sie seit Reformationszeiten in Wittenberg besonders intensiv gepflegt wird. Die jungen Theologinnen und Theologen sollen in ihren Gemeinden zu Grenzgängern werden, die die Abschottung verschiedener Lebenskulturen und Sprachwelten überwinden helfen, erklärt die Direktorin. In ihren unterschiedlichen kirchlichen Prägungen sollen sie voneinander lernen und einander ertragen, respektvoll - und mit Humor.

Drei Vikare des letzen Kurses gaben an diesem Abend beim UEK-Empfang eine anspielungsreiche und witzig überzeichnete Kostprobe davon, wie es sich lebt in einer solchen reformatorischen Wohngemeinschaft. Sie schlüpften in die Rolle eines Martin (Luther), eines Philipp (Melanchthon) und eines Johannes (Calvin). Gerade herrscht große Aufregung: Martin will jovial schulterklopfend den ängstlichen Philipp endlich unter die Haube bringen, während Johannes sich vor allem um Sitte und Ordnung im „Reformhaus“ sorgt. Mitten im verbalen Getümmel um überquellende Abfalleimer, Gegensätze im Abendmahlsverständnis und Tipps für das erste Date läutet die Türglocke: Die anmutige Concordia betritt den Raum und trifft sogleich mit Philipp eine Verabredung:  „Wir sehen uns dann – in Leuenberg!“



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